Wann sollte man implantieren?
Der Spruch »Use it or loose it« (»Nutze es oder verliere es«) gilt nicht nur für die geistigen Fähigkeiten oder die Muskulatur. Auch Knochengewebe braucht ein gewisses Maß an Belastung, um nicht zu verkümmern. Kieferknochen benötigen daher eine Stimulation durch die Kaukräfte, ähnlich wie diese durch Zähne übertragen werden.
Gehen Zähne verloren, fehlt dieser Reiz und Knochenschwund in den betroffenen Kieferabschnitten ist die Folge. Künstliche Zahnwurzeln können dies verhindern oder zumindest verzögern. Implantate sollten daher möglichst frühzeitig nach einem Zahnverlust eingesetzt werden.
Doch wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, hängt stets vom Einzelfall ab.
Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten:
Zahn raus – Implantat rein
Unter bestimmten Voraussetzungen lassen sich Implantate sofort nach dem Entfernen – der Extraktion – eines Zahns setzen. Bei dieser »Sofort implantation« pflanzen die Ärzte die künstliche Wurzel in das bestehende Zahnfach ein. Der Vorteil dieses Verfahrens: Die Strukturen des umgebenden Gewebes, von Knochen und Zahnfleisch, bleiben meistens sehr gut erhalten.
Bei akuten bakteriellen Entzündungen ist dies jedoch nicht zu empfehlen: Der Kiefer muss erst heilen. Besonders anspruchsvoll ist die Sofortimplantation, wenn der Kieferknochen zusätzlich aufgebaut werden muss.
In der ästhetischen Zone, also dem sichtbaren Teil des Gebisses, ist bei einer Sofortimplantation und einer zu frühen Belastung der Misserfolg programmiert, und zwar nicht der kurzfristige, sondern der langfristige.
Zahn raus – 2 bis 12 Wochen warten – Implantat rein
In den meisten Fällen setzen Zahnärztin und Zahnarzt das Implantat nach etwa sechs bis zwölf Wochen in das ehemalige Zahnfach, mitunter bereits nach zwei Wochen. Fachleute nennen dies eine »verzögerte Sofortimplantation«. In dieser Zeit können kleinere Entzündungen abheilen und behandelt werden.
Zahn raus – mindestens 3 Monate warten – Implantat rein
Liegen zwischen der Extraktion eines Zahnes und der Implantation drei und mehr Monate, sprechen Zahnärzte von Spätimplantation. Dann ist die Wunde gänzlich ausgeheilt. Diese längere Wartezeit kann unter bestimmten Umständen, etwa Begleiterkrankungen oder starken Entzündungen, sinnvoll sein.