Home  

                                                                     

Implantologie nach der Wende 

Die Umstrukturierungen im Verlauf der Hochschulerneuerung in den neuen Ländern brachte es mit sich, dass die Entwicklergruppen, die in der Regel auch Kristallisationszentren der klinischen Implantologie waren, zerstört wurden oder ihre klinische Arbeit mit Implantatsystemen fortsetzten, die in den alten Bundesländern etabliert waren. Weder die Erfurter Implantattypen aus Al2O3-Keramik noch die MLW-Titanblattimplantate und MLW-Retentionszylinderimplantate aus Leipzig konnten mit dem inzwischen erreichten Entwicklungsstand der Implantatsysteme in den alten Bundesländern mithalten. Erstere wegen des Grundmaterials, letztere wegen feinmechanisch-konstruktiver Probleme. Zudem legten die Positionsfindungsprozesse und die Neubesetzung der Führungsfunktionen an den Universitäten sowie zahlreiche Abgänge von Führungspersonal in die niedergelassene Praxis sowie zum Teil langwierige Patentstreitigkeiten die wissenschaftliche Arbeit über Jahre lahm. Gleichzeitig vollzog sich ein rasanter Aufholprozess im Bereich der klinischen Implantologie, da sich die Kollegen in ihren Praxen nunmehr unbehindert und unreglementiert neue Therapiefelder erschließen konnten.

Die gefestigten Zirkel der Implantologie der alten Bundesländer versäumten es in dieser Zeit im Wesentlichen, eine aktive Integrationspolitik auf gleicher Augenhöhe bis hinein in die Führungsebenen zu betreiben. Anders als in der Deutschen Gesellschaft für zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde, wo Heinrich v. Schwanewede (Rostock) in einem symbolischen Akt 1991 zum Vizepräsidenten und 1994 zum neuen Präsidenten gewählt wurde, suchte man in der DGI bis 2007 ein Vorstandsmitglied aus den neuen Bundesländern vergeblich.

Das war Grund genug, 1993 den Versuch zu starten, die Implantologen der mitteldeutschen Länder neu zu sammeln und ihnen mit der Mitteldeutschen Vereinigung für Zahnärztliche Implantologie (MVZI e.V.) ein regionales Podium zu geben.

Einen ersten großen Erfolg konnte die MVZI 1995 mit dem gemeinsam mit der Fortbildungsakademie der Landeszahnärztekammer Sachsen installierten Curriculum Implantologie (200 Stunden) erringen. Hier haben sich vor allem Doz. Dr. Helmut Faßauer und Dr. med. habil. Wolfram Knöfler bleibende Verdienste erworben. Es ist das älteste zertifizierte implantologische Curriculum in Deutschland.

In den Jahren seit 1993 baute die MVZI mit ihren alljährlichen Sommersymposien einen sich qualitativ wie quantitativ langsam und stetig ausweitenden Tagungsbetrieb in den drei mitteldeutschen Ländern auf. Gegenwärtig zieht er jährlich etwa 250 Teilnehmer an.

Seit 2002 wurde die Veranstaltungsreihe der Sommersymposien durch die, im zweijährigen Rhythmus stattfindenden, „Implantologischen Schlosstage" ergänzt, die für eine begrenzte Teilnehmerzahl -mithin im kleineren Kreis- Schlaglichter auf einzelne Themen der Implantologie werfen.

Die über die Region hinausreichende Resonanz auf die Arbeit der MVZI führte in den Jahren 2003 bis 2007 zu einer langsamen, aber stetigen Annäherung führender DGI- und MVZI-Mitglieder, die ihren Widerhall in einer Annäherung beider Verbände fanden.

In der Weihnachtszeit 2006 konnten Mitglieder beide Vorstände in inoffiziellen Gesprächen eine genügende Menge an Gemeinsamkeiten konstatieren, so dass für den 23. März 2007 in Frankfurt offizielle Fusionsverhandlungen unter Teilnahme der Herren Prof. Dr. Günther Dhom (Präsident der DGI), Prof. Dr. Dr. Henning Schliephake (Pastpräsident der DGI), Prof. Dr. Dr. Stefan Schulze-Mosgau, Dr. Dr. Roland Streckbein (Landesverbandsvorsitzender Hessen-Thüringen) seitens der DGI und Prof. Dr. Hans-Ludwig Graf (Präsident der MVZI), Dr. Steffen Borrmann (1. Vizepräsident der MVZI) und Dr. Thomas Barth (2. Vizepräsident der MVZI) in Frankfurt anberaumt wurden. Diese verliefen außerordentlich erfreulich. Im Gefolge schlug der MVZI-Vorstand am 14. September 2007 in Chemnitz den Mitgliedern die Fusion mit dem DGI e.V. vor, die einstimmig angenommen und am 1. Januar 2008 vollzogen wurde.

Prof. Dr. med. dent. habil. Hans-Ludwig Graf
Präsident der MVZI


Prof. Dr. med. dent. habil.
Hans-Ludwig Graf
Leipzig
Pastpräsident